Bösartig oder gutartig? – Biopsien liefern in der Tumordiagnostik wichtige Aufschlüsse
Thu, 19 Jul 2012 10:51:08
Bayreuth – Nicht immer sind Tumore bösartig oder Krebs für auffällige Gewebeveränderungen beim Menschen verantwortlich. Werden Gewebeschwellungen durch Abtasten, Röntgen oder andere bildgebende Verfahren festgestellt, ist es daher geboten, deren Ursache zu klären. Hierzu ist die Durchführung einer Biopsie ratsam. Dabei handelt es sich in der Regel um die Entnahme von Gewebeproben mithilfe einer Hohlnadel – und damit um einen kleinen Eingriff unter örtlicher Betäubung der Entnahmeregion. Um eine abschließende Diagnose stellen zu können, wird das dem Patienten entnommene Gewebe von Pathologen unter dem Mikroskop untersucht. Zugleich werden die Proben häufig auch molekularbiologischen Tests unterzogen. Der pathologische Befund liefert anschließend Aussagen über Veränderungen des Gewebes im Allgemeinen sowie über das Vorhandensein von Krebszellen im Gewebe oder Organ im Besonderen.
"Schlagen Ärzte eine Biopsie vor, muss es sich demnach nicht automatisch um einen bösartigen Tumor handeln", beruhigt Dr. med. Ulrich Pachmann, Leiter der Laborpraxis Dr. Pachmann im Transfusionsmedizinischen Zentrum Bayreuth (TZB). "Vielmehr schafft sie Klarheit darüber, um welche Art der Gewebeveränderung es sich handelt", ergänzt der renommierte Krebsforscher. So kann eine Biopsie auch bei bereits behandelten Krebspatienten, bei denen neue Symptome auftreten, wichtige Informationen darüber liefern, was tatsächlich hinter einer Gewebeveränderung steckt: Narbenbildung, Entzündung oder Tumor.
Allerdings können Biopsien folgenreiche Nebenwirkungen haben: Werden Tumore bei solchen Eingriffen verletzt, kann dies die Ausbreitung der Krebserkrankung im gesamten Körper des Patienten begünstigen. Denn es gelangen vermehrt Tumorzellen in den Blutkreislauf, die in lebenswichtigen Organen Metastasen bilden können. Daher fordert Pachmann nicht nur eine verständliche und umfassende Aufklärung von Patienten über die Nebenwirkungen von Biopsien, sondern hat zusammen mit seinen Mitarbeitern ein Diagnostikverfahren entwickelt, das die mit einem Eingriff verbundene, herkömmliche Biopsie durch eine "Flüssig-Biopsie" ergänzt. So findet im Rahmen des so genannten maintrac-Verfahrens beim Krebspatienten lediglich die Entnahme von 15 ml Blut statt.
"Die genaue Diagnose erfolgt hier nicht anhand von entnommenen Gewebeproben sondern über das Blutbild anhand der im Blut vorhandenen zirkulierenden Tumorzellen des Patienten", erläutert Pachmann. Um diese zu erkennen, werden sie im Labor mit Fluoreszenzfarbstoffen markiert, gezählt und gegebenenfalls hinsichtlich ihrer therapierelevanten Eigenschaften charakterisiert. Ein Anstieg der Tumorzellen lässt so beispielsweise im Rahmen der Langzeitüberwachung nach erfolgreicher Krebstherapie Rückschlüsse über das Wiederauftreten der Tumoraktivität zu. Damit erlaubt das Verfahren die Kontrolle des Therapieerfolges, ein Ausschöpfen von Hormonbehandlungen und die Auswahl erfolgsversprechender Behandlungsalternativen. Dabei wirkt diese Form der "Flüssig-Biopsie" zugleich den Nebenwirkungen herkömmlicher Biopsien entgegen und ist für den Patienten demnach deutlich schonender.
Weitere Informationen unter www.maintrac.de