Docetaxel

Der Wirkstoff Docetaxel gehört zu den Zytostatika (Untergruppe Taxane), welche eine Reduktion bzw. Hemmung von sich schnell vermehrenden Zellen verursachen. Strukturell handelt es sich bei Docetaxel um einen Abkömmling der zellteilungshemmenden Substanz Paclitaxel. Während dieses zuvor noch aus der Rinde der nur langsam wachsenden Pazifischen Eibe (Taxus brevifolia) gewonnen wurde, erreichte man in den 1990er-Jahren eine Isolierung der Substanz 10-Deacetyl-Baccatin III aus der in größeren Mengen zur Verfügung stehenden europäischen Eibe (Taxus baccata). Aus dieser 10-DAB-III genannten Substanz entsteht nach Veresterung der halbsynthetische Wirkstoff Docetaxel, welcher heutzutage zur Behandlung verschiedener Tumorarten zum Einsatz kommt. Docetaxel steht, alleinig als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Zytostatika, als Tropfinfusion zur Verfügung und wird über die Vene in dreiwöchigen Abständen je nach Tumorart über mehrere Zyklen hinweg unter ärztlicher Aufsicht als Chemotherapie verabreicht.


Docetaxel wird bei folgenden Tumorerkrankungen eingesetzt:

  • Tumoren der Kopf-Hals-Region:
    Docetaxel kann bei lokal fortgeschrittenen Karzinomen (d.h. gewachsen, ohne sich in umliegende Körperregionen auszubreiten) in Kombination mit Cisplatin und 5-Fluoruracil angewendet werden.
  • Brustkrebs (Mammakarzinom):
    Docetaxel kann als Monotherapie bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom (d.h. gewachsen, ohne sich in umliegende Körperregionen auszubreiten oder bereits erfolgte Ausbreitung in andere Körperregionen) angewendet werden, nachdem eine vorausgegangene Chemotherapie keine Wirkung zeigte. In Kombination mit Doxorubicin und Cyclophosphamid kann Docetaxel nach vorausgegangener Operation angewendet werden. Wenn noch keine Chemotherapie erfolgt ist, kann Docetaxel bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom mit Doxorubicin angewendet werden oder in Kombination mit Capecitabin, wenn eine vorausgegangene Chemotherapie keine Wirkung zeigte. Bei metastasiertem Mammakarzinom mit HER2 Überexpression kann Docetaxel auch in Kombination mit Trastuzumab angewendet werden, wenn eine vorausgegangene Chemotherapie keine Wirkung zeigte.
  • Lungenkrebs (Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom):
    Docetaxel kann bei lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Lungenkarzinom als Monotherapie angewendet werden, nachdem eine vorausgegangene Chemotherapie keine Wirkung zeigte. Als Kombinationstherapie kann Docetaxel mit Cisplatin bei Lungenkarzinomen angewendet werden, welche operativ nicht behandelt werden können und wenn zuvor noch keine Chemotherapie erfolgt ist.
  • Magenkrebs (Adenokarzinom des Magens):
    Docetaxel kann bei metastasiertem Adenokarzinom (d.h. Ausbreitung auf andere Körperregionen) in Kombination mit Cisplatin und 5-Fluoruracil angewendet werden, wenn noch keine Chemotherapie erfolgt ist.
  • Prostatakarzinom:
    Docetaxel kann bei metastasiertem Prostatakarzinom zusammen mit einem entzündungshemmenden Wirkstoff (Prednison oder Prednisolon) angewendet werden, wenn das Karzinom kastrationsresistent ist (d.h. eine Reduktion der männlichen Geschlechtshormone zeigt keine Wirkung = hormonunempfindlich). Bei einem hormonsensitiven metastasierten Prostatakarzinom kann Docetaxel mit oder ohne entzündungshemmenden Wirkstoff in Kombination mit einer Androgendeprivationstherapie (d.h. Reduktion der männlichen Geschlechtshormone durch verschiedene Verfahren) angewendet werden.

Die Wirkungsweise von Docetaxel beruht auf der Hemmung der Zellteilung (Mitose). Es bindet in den Körperzellen an den Spindel-Apparat, eine Zellstruktur bestehend aus kleinen Eiweißfäden, den sogenannten Mikrotubuli, welche während der Mitose die zuvor entstandenen Zellkernhälften auseinanderziehen und somit zur Entstehung zweier Tochterzellen und Zellvermehrung beitragen. Durch den Einfluss von Docetaxel werden die Mikrotubuli stabilisiert und überschießend neu gebildet, wobei dies wiederum deren Abbau, Wiederverwendung und letztendlich Funktion stört. Damit wird die weitere Zellvermehrung gehemmt.

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Da diese Wirkungsweise von Docetaxel jedoch nicht nur Tumorzellen betrifft, sondern auch reguläre Zellen, beispielsweise Blutzellen, kann es bei deren Einsatz zu Nebenwirkungen kommen. Das Ausmaß der Nebenwirkungen hängt dabei auch von der eingesetzten Docetaxel-Dosis sowie möglichen Wechselwirkungen bei der Einnahme weiterer Medikamente ab. Mögliche sehr häufig (d.h. genau eine bzw. mehr als eine von 10 Personen betreffend) auftretende Nebenwirkungen bei der Einnahme von Docetaxel sind: Sepsis (Blutvergiftung), Pneumonie (Lungenentzündung), Neutropenie (Verminderung einer infektionsbekämpfenden Untergruppe der weißen Blutkörperchen), Anämie (Verminderung der roten Blutkörperchen), Herversagen, Blutdruckabfall, erhöhte Leber- und Blutzuckerwerte, Neuropathien (nervlich bedingte Missempfindungen), Nausea (Übelkeit), Erbrechen, Diarrhö (Durchfall), Stomatitis (Schleimhautentzündung im Mund), Alopezie (Haarausfall), Myalgie (Muskelschmerzen), Asthenie (Schwäche), Nagelveränderungen und Hautreaktionen.


Nicht angewandt wird Docetaxel während der Schwangerschaft aufgrund der möglich schädlichen Wirkung auf den Fötus sowie während der Stillzeit. Der Wirkstoff besitzt lipophile Eigenschaft, jedoch ist noch unbekannt, ob eine Übertragung auf die Muttermilch stattfindet. Während der Einnahme sollte zudem auf eine sichere Kontrazeption geachtet werden. Da Docetaxel in der Leber verstoffwechselt wird, darf der Wirkstoff Docetaxel bei einer ausgeprägten Leberfunktionsstörung, aber auch bei einer Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff Docetaxel selbst oder bei einer deutlichen Verminderung der Neutrophilenzellzahl (unter 1500 Zellen/mm3) im Blutbild nicht zur Behandlung angewandt werden.

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