Der Wirkstoff Paclitaxel gehört als Zytostatikum zu der Untergruppe der Taxane. Paclitaxel findet Anwendung bei der Behandlung von Tumorerkrankungen, bei der Behandlung des AIDS-assoziierten Kaposi-Sarkoms (eine vaskuläre Neoplasie), als auch als Beschichtungssubstanz von Stents oder Ballonkathetern. Dabei wird zwischen der konventionellen Substanz Paclitaxel, welche seit 1993 in der Europäischen Union als Chemotherapeutikum zur Behandlung von Krebserkrankungen zugelassen ist, und Paclitaxel-Albumin-Nanopartikeln, ein in winzigen Paclitaxel-Partikeln an das menschliche Eiweiß Albumin gebundenes Chemotherapeutikum, welches seit 2008 in der Europäischen Union zugelassen ist, unterschieden.
Der Wirkstoff Paclitaxel wird teilsynthetisch aus den Nadeln der Europäischen Eibe (Taxus baccata) über die dort vorkommende Substanz 10-Deacetyl-Baccatin III gewonnen. Da diese 10-DAB-III genannten Substanz erst in den 1990er-Jahren isoliert werden konnte, wurde der Wirkstoff Paclitaxel zuvor aus der Rinde der Pazifischen Eibe (Taxus brevifolia) gewonnen. Diese wächst zum einen jedoch langsamer als die Europäische Eibe und steht zum anderen in geringeren Mengen zur Verfügung.
Seine Wirkung entfaltet Paclitaxel als Antimikrotubuli-Wirkstoff, beruhend auf der Hemmung der Zellteilung (Mitose). Es bindet in den Körperzellen an die β-Tubuline, kleine Eiweißfäden, die den Hauptbestandteil der sogenannten Mikrotubuli bilden. Eine Aufgabe der Miktrotubuli ist es, während der Mitose die zuvor entstandenen Zellkernhälften auseinanderzuziehen und somit zur Entstehung zweier Tochterzellen und Zellvermehrung beizutragen. Durch die Bindung von Paclitaxel werden die Mikrotubuli stabilisiert und deren Abbau blockiert. Somit können diese nicht wiederverwendet werden, was schließlich deren Funktion und die weitere Zellvermehrung stört. Diese Wirkungsweise von Paclitaxel kann neben Tumorzellen jedoch auch reguläre Körperzellen betreffen, sodass es zu Nebenwirkungen kommen kann.
Das Ausmaß der Nebenwirkungen hängt zum einen von der Paclitaxel-Dosis, der Anwendung/Reihenfolge in Kombination mit anderen Substanzen sowie der Verträglichkeit selbst ab, aber auch von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Insbesondere die Interaktion mit Cytochrom-P450-Isoenzyme CYP2C8 und CYP3A4 beeinflussenden Medikamenten ist zu erwähnen, da diese an der Verstoffwechslung von Paclitaxel beteiligt sind.
Der Wirkstoff Paclitaxel wird als Infusionslösung über die Vene in einem dreiwöchigen bzw. vierwöchigen Zyklus je nach Tumorart-/stadium als Chemotherapie unter ärztlicher Aufsicht verabreicht. Es kann alleinig als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Substanzen als Kombinationstherapie bei folgenden Tumorerkrankungen eingesetzt werden:
Da es zu Überempfindlichkeitsreaktionen gegenüber dem Wirkstoff selbst kommen kann, selten auch zu schweren Überempfindlichkeitsreaktionen mit tödlichem Ausgang, sollte vor der Anwendung der konventionellen Substanz Paclitaxel eine Behandlung mit Kortikosteroiden (entzündungshemmende Wirkstoffe) und Antihistaminika (antiallergische Wirkstoffe) gegeben werden.
Als potenziell auftretende Nebenwirkungen bei der Einnahme des Wirkstoffes Paclitaxel alleine oder in Kombination mit anderen Substanzen treten sehr häufig (d.h. genau eine bzw. mehr als eine von 10 Personen betreffend) Neutropenie (Verminderung einer infektionsbekämpfenden Untergruppe der weißen Blutkörperchen), Anämie (Verminderung der roten Blutkörperchen), Thrombozytopenie (Verminderung der Blutplättchen), Leukopenie (Verminderung der weißen Blutkörperchen), Lymphopenie (Verminderung einer infektionsbekämpfenden Untergruppe der weißen Blutkörperchen) auf sowie Hypotonie (niedriger Blutdruck), Neuropathien (nervlich bedingte Missempfindungen), Pneumonitis (Lungenentzündung), Dyspnoe (Atemnot), Depression, Schlaflosigkeit, verminderter Appetit, Nauseau (Übelkeit), Erbrechen, Diarrhoe (Durchfall) oder Obstipation (Verstopfung), Stomatitis (Schleimhautentzündung im Mund), Alopezie (Haarausfall), Arthralgie/Myalgie (Gelenk-/Muskelschmerzen), Asthenie (Schwäche) und Hautreaktionen.
Paclitaxel sollte während der Schwangerschaft aufgrund der möglich schädlichen Wirkung auf den Fötus nicht angewandt werden. Während des Paclitaxel Zeitraumes sollte deshalb auf eine sichere Kontrazeption geachtet werden. Ebenso kann bei beiden Geschlechtern die Fertilität beeinträchtigt werden. Auch während der Stillzeit sollte der Wirkstoff Paclitaxel nicht verwendet werden, da Paclitaxel lipophile Eigenschaft besitzt und durch die Muttermilch auf den Säugling übertragen werden kann.
Bei einer Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff Paclitaxel selbst, einer Neutrophilenzahl (d.h. eine infektionsbekämpfende Untergruppe von Zellen der weißen Blutkörperchen) unter 1500 Zellen/mm3 oder bei an einem Kaposi-Sarkom erkrankten Patienten, welche eine schwerwiegende Infektion oder eine Neutrophilenzahl unter 1000 Zellen/mm3 haben, sollte Paclitaxel ebenfalls nicht angewendet werden. Ferner sollte eine Anwendung bei schwerer Leberfunktionsstörung nicht erfolgen, da Paclitaxel in der Leber verstoffwechselt wird.